Schüler aus Calw forschen an alten Apfelsorten
Wenn die Tage wieder kürzer werden und die Blätter der Bäume ihr frisches Grün in herbstliches Gelb und Rot verwandeln, dann beginnt die Zeit der Streuobstwiesen.
Besonders in Baden-Württemberg gibt es sie noch, die alten Apfelsorten mit klingenden Namen wie Goldparmäne, Winterforelle oder Danziger Kantapfel. Schüler der Eingangsklasse des Technischen Gymnasiums der Johann-Georg-Doertenbach-Schule in Calw untersuchen seit diesem Schuljahr in einem gemeinschaftlichen Forschungsprojekt mit dem Pektinhersteller Herbstreith und Fox aus Neuenbürg die Pektinqualität alter Apfelsorten. Anlass dafür ist ein Schulversuch des Kultusministeriums für das sich die Schule erfolgreich beworben hatte. In dem neuen Fach Naturwissenschaftliches Experimentieren (NExt) werden die Schüler an das wissenschaftliche Arbeiten herangeführt. Sie lernen, experimentell nachgewiesene Fakten von ungeprüftem Internetwissen zu unterscheiden und das erlernte Wissen in selbst erarbeiteten Experimenten anzuwenden. Die professionelle Veröffentlichung der Forschungsergebnisse schließt das Projekt dann ab. In dem neuen Fach soll der Spaß an der Wissenschaft geweckt und die Studierfähigkeit der Schüler verbessert werden.
Als Kooperationspartner für dieses Fach konnte die alteingesessene Firma Herbstreith und Fox aus Neuenbürg gewonnen werden. Der heutige Weltmarktführer verarbeitet im Enztal schon seit 1938 Apfeltrester zu Pektin. Verwendung findet dieses Naturprodukt in den unterschiedlichsten Lebensmitteln. Marmeladen erhalten ihre gelierende Konsistenz und Gummibärchen ihren zarten Biss mit Hilfe des Pektins aus Äpfeln oder Zitrusfrüchten. Die Qualität des Apfelpektins unterliegt aber auch starken Schwankungen. „Besonders bei alten Apfelsorten gibt es bisher kaum wissenschaftlich Belastbares über den Anteil und die Qualität des Pektins“ so der Leiter der Forschung und Entwicklung in der Pektinfabrik Dr. Benjamin Zeeb. Grund genug für ihn, das Forschungsprojekt mit einem ansehnlichen Einsatz an Personal und Material zu unterstützen.
Bei den 16 beteiligten Schülern der Eingangsklasse am Technischen Gymnasium findet das Projekt großen Anklang. „Praktische Arbeiten mit einem klaren und sinnvollen Ziel“ war nur einer von vielen positiven Kommentaren der Schüler. Angeleitet vom Fachlehrer und Initiator des Projektes Dirk Imhof werden jetzt insgesamt acht alte Apfelsorten zu Apfelsaft und Trester verarbeitet, das Pektin extrahiert und die Qualität untersucht. Unterstützt werden sie außerdem von Prof. Hans-Ulrich Endreß, wissenschaftlicher, Leiter der Herbstreith & Fox Unternehmensgruppe und Honorarprofessor der Universität Hohenheim, der ebenfalls seit Jahren führend in der Forschung und Entwicklung am Pektin tätig ist.